Mittwoch, 30. April 2014

Fragmente





 „Aufgrund meiner Ansicht, die Welt nicht linear-argumentativ beschreiben zu können,
habe ich mich entschieden, mit dem literarischen Format der Fragmente zu arbeiten.“
Sowohl in meiner Arbeit mit Text als auch im Umgang mit Textilem, spielen fragmentarische
Denk- und Vorgehensweisen eine wesentliche Rolle.
So entstehen neue Kleidungsstücke z.B. durch das Zusammensetzen vorher auseinander
genommener Einheiten oder in Kombination mit bereits vorhandenen Fragmenten.
Dadurch werden neue Zusammenhänge hergestellt und denkbar. In diesem Sinne werden
z.B. Überreste und Bruchstücke einer Vergangenheit, auch Teil der Gegenwart und Zukunft,
wenn weniger in abgeschlossenen Prozessen gedacht wird. Nachdem ich nun von Neuem
in meiner alten Heimat angekommen war, fing ich an, längst zusammengepackte Geschichten
wieder aufzurollen, einzuteilen in Flächen, Abschnitte und Bestandteile - zum einen,
um sie zu verstehen zum anderen um sie neu und weiter zu erzählen.
Dorothee begleitet mich und hält bestimmte Momente und Augenblicke fotografisch fest. 

Samstag, 26. April 2014






In dem Land, in dem ich geboren wurde, fuhr man an die Ostsee, wenn man einen Urlaub am Meer verbringen wollte. Dort saß ich 1981 in einem orangen Baumwollzelt, in dem wir mit vier Personen, zwei Erwachsene und zwei Kinder, zwei Wochen wohnten. Ich war noch zu jung, um zu verstehen warum die Erwachsenen und Jugendlichen nachts auch wach waren, die wir durch die Wände unserer Urlaubsbehausung hörten. Ich verlor in diesem Urlaub schließlich meine ersten Milchzähne.
Jetzt, mehr als 30 Jahre später weiß ich:
Die orangenen Urlaubsbehausungen wurden in der Gegend um Dresden herum hergestellt in der wir wohnten.
Ein paar Jahre später, als ich schon länger die Schule besuchte, ging das Land in dem ich aufgewachsen war zugrunde.
In dem sich lang hinziehenden großen Dorf mit Stadtrechten, wo ich wohnte, gab es bis dahin florierende Bandwebereibetriebe. Nach und nach wurden sie dann stillgelegt und noch etwas später abgerissen - wie das Gebäude, welches sich links im Bild befindet:







Auch die Urlaubsbehausungen, die orangenen, blauen, grünen und braunen wurden zusammengerollt und viele Jahre nicht mehr benutzt. Ihrer wollte man sich auch fast entledigen.
In der Zeit als sich in unserem Heimatort weiter einiges änderte, abgerissen, aufgebaut und neu angestrichen wurde, lebte ich und auch meine Schwester nicht mehr da, sondern im westlichen Teil, des nun größer gewordenen Landes. Ich kam nur noch zu Besuch. Manches Mal fotografierte ich dann mir Auffallendes und vermutlich Verschwindendes. Wieder hier zu leben schloss ich jahrelang aus.
Nach 12 Jahren zog ich es jedoch wieder in Erwägung. Ich wohnte damals im Ruhrgebiet und fühlte mich von der ländlichen Gegend östlich von Dresden wie magisch angezogen. Ich setzte den Plan, nach dem Studium direkt das Ruhrgebiet zu verlassen, um. Ich siedelte mich in Dresden an und hielt mich oft auf dem Land auf.
Meine Schwester kam nach ihrem Studium auch dazu.
Nun hatten wir die Möglichkeit näher zusammen zu arbeiten als je zuvor. Den Wunsch gab es schon etwas länger.
Wir nahmen unsere Arbeit in "R7B1" auf, dem leerstehenden Büro einer ehemaligen Rucksackfabrik. Es wurden Nähmaschinen wiederbelebt und Bettina fertigt nun aus wiederaufbereitetem Zeltstoff gandiose grüne, blaue, orangene und braune, sowie karierte Rucksacktaschen an. Dazu lässt sie all ihr Wissen über Upcycling und ihre innersten, beim Studieren gewonnenen, Überzeugungen einfließen. Und ich machte ein paar Fotos von alldem.

Dienstag, 22. April 2014

Prolog




Geschichten werden wieder aufgerollt - orangene, blaue, grüne, braune.
Es eröffnen sich neue Räume.