Donnerstag, 22. Januar 2015

von der scheu

da gibt es einen vogel, der besucht
zuweilen meinen balkon,
hüpft auf den balkonkästen herum,
die sind zur zeit nicht bepflanzt,
nur von letztem jahr und meinen
urban-gardening-versuchen
stehen noch zwei frierende salatrauken herum,
die im dezember noch blühten und
diesen typischen geruch an sich haben.

ich denke mir, vielleicht mag der vogel den geruch.
der vogel ist viel größer als ein spatz oder eine meise,
größer als eine amsel,
er ist braun und wirklich so präsent,
dass ich mich sowiso wundere, dass
es hier in dresden, in meiner wohngegend
solch einen vogel gibt.
eine elster ist es auch nicht, die kenn ich aus duisburg.

ich stehe heute morgen vor meinem regal, weil ich
ein buch suche um eine skizze zu machen.
weil sich irgendwo im augenwinkel etwas bewegt hat,
schaue ich auf den balkon.

da ist er oder sie wieder - es -
und ich freu mich so, fange gleich an sanft auf es einzureden,
obwohl alle fenster geschlossen sind ...
und versuche unterdessen,
meinen fotoapparat, möglichst ohne mich zu bewegen,
aus dem regal zu angeln.
ich schaue ob es noch da ist
und vergewissere mich, dass an der kamera
die einstellungen passen,
einfach ruckartig drauf los knipsen, mochte ich nicht.
als ich wieder aufblicke,
ist der salatkasten leer.

das war ein kurzer besuch, denke ich mir,
zurückgeblieben in meiner wohnung,
in der sich gerade mal wieder
ein einundzwanzigstel, dessen versammelt,
was eigentlich nach bretnig ins
atelier gehören sollte.

mir fällt die skizze wieder ein, während ich damit beschäftigt bin
herauszufinden der wievieltste teil meiner arbeitssachen
hier wirklich wieder mal herumschwirrt.



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